Motivierte und kompetente Mitarbeiter entscheiden über die Perspektiven eines Krankenhauses. Dabei ist die moderne betriebliche Weiterbildung in Form von E-Learning sowohl für Fachkräftegewinnung und Personalentwicklung als auch für die Behandlungsqualität von enormer Bedeutung. Von Mandy Radicke
Wenn es um die betriebliche Fortbildung von Mitarbeitern geht, werden Personalverantwortliche im Krankenhaus am Thema E-Learning künftig nicht vorbeikommen. Aktuelle Untersuchungen bestätigen, dass rund zwei Drittel der Unternehmen digitale Lernprogramme oder Online-gestützte Angebote für die Weiterbildung einsetzen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 504 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].
Damit bestätigt sich ein Trend, den bereits zwei Jahre zuvor eine Umfrage von TNS Infratest und der Studiengemeinschaft Darmstadt SGD zutage gefördert hatte: Laut „Weiterbildungstrends in Deutschland 2014″, zu denen rund 300 Personalverantwortliche aus deutschsprachigen Unternehmen beigetragen hatten, erachteten 93 Prozent der Befragten betriebliche Weiterbildungen für eine zuverlässige Bindung der Mitarbeiter als wichtig bis äußerst wichtig [2]. Dem Ergebnis zufolge steigern Weiterbildungen nicht nur die Attraktivität des Arbeitgebers, sondern sie stärken auch dessen Image (88 Prozent) und dienen zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter (83 Prozent, Abbildung 1).
Dabei sind die hiermit einhergehenden Aufstiegschancen für Bewerber genauso ausschlaggebend wie für gegenwärtige Mitarbeiter, da durch Fortbildungsangebote des Arbeitgebers Fachkräfte nicht nur gewonnen, sondern auch effektiv im Unternehmen gehalten werden können.
Der Markt für Fortbildung und die damit verbundene Bereitstellung von Lernangeboten unterliegen einem stetigen Wachstum. Aufgrund der vehementen Entwicklung digitaler und elektronischer Medien hat sich insbesondere die Form des E-Learning in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und vor allem in großen Unternehmen als moderne Form der Wissensvermittlung etabliert. Wie die Roland Berger Strategy Consultants GmbH im Rahmen ihrer 2014 veröffentlichten Studie „Unternehmen lernen online. Corporate Learning im Umbruch” herausfand, haben Unternehmen im Jahr 2011 weltweit 210 Milliarden US-Dollar für Corporate Learning investiert. Davon wurden rund 20 Prozent im Bereich E-Learning angelegt. Expertenschätzungen zufolge solle der Markt für Corporate E-Learning mit einer jährlichen Durchschnittsrate von 13 Prozent wachsen und sich bis spätestens 2018 verdoppeln [3].
Doch mit welcher Lernform lassen sich die größten geschäftlichen Erfolge verzeichnen, und welche Zielgruppen stehen im Fokus der E-Learning-Anbieter? Letzteres hängt vor allem von der Unternehmensgröße ab. Nahezu alle Großunternehmen bieten Weiterbildungen an, da diese über größere Personalkapazitäten und zumeist auch Spezialabteilungen für Weiterbildungen verfügen. Dies bestätigt die jüngst veröffentlichte „eLearning Benchmarking Studie 2016″, in der 774 Studienteilnehmer aus Unternehmen und Organisationen im deutschsprachigen Raum zu den Lernwelten ihrer Häuser befragt wurden. Anhand von 41 Fragen gaben E-Learning-Professionals und Weiterbildungsverantwortliche Auskunft zum gegenwärtigen und künftigen Einsatz digitaler Lernformen. Die Ergebnisse zeigen, dass knapp 70 Prozent der Befragten in Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern beschäftigt sind [4].
Ähnliche Resultate liefert die mittlerweile zehnte Trendstudie „mmb Learning Delphi 2015″ des MMB-Instituts für Medien- und Kompetenzforschung, in der insgesamt 68 E-Learning-Experten im Rahmen einer Online-Befragung unter anderem Erfolg versprechende Zielgruppen für die E-Learning-Wirtschaft nach dem Schulnoten-Prinzip bewerteten. Groß-unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten schnitten hierbei mit der Bestnote 1,3 ab [5].
Dieser Trend erscheint angesichts des erheblichen organisatorischen Aufwands, mit dem sich vor allem Großunternehmer konfrontiert sehen, wenn es um die betriebliche Weiterbildung einer Vielzahl von Mitarbeitern geht, nur wenig überraschend. Die Vorteile des E-Learning liegen hierbei vor allem in der größtmöglichen Flexibilität, die dem Nutzer sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht geboten wird. Im Gegensatz zu klassischen Präsenzschulungen sind die Anwender hierbei nicht an fixe Termine gebunden und können individuell entscheiden, wann und wo sie sich an der Schulung beteiligen. Zudem ist die Teilnehmeranzahl bei elektronischen Lehrangeboten unerheblich, und es entfallen An- und Abreisekosten sowie Aufwendungen für Organisation und Realisierung.
Trotz der aufgezeigten Vorzüge werden E-Learning-Anwendungen die klassischen Lehrangebote nicht komplett vom Markt verdrängen können. Denn diese Form der Weiterbildung setzt ein hohes Maß an Selbstdisziplin und eine gewisse Sicherheit im Umgang mit computergestützter Technik bei jedem Anwender voraus. Letzteres könnte gerade bei älteren Arbeitnehmern für Verunsicherung und Ablehnung sorgen. Deshalb dürfen E-Learning-Anwendungen oft eher als sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Wegen der Wissensvermittlung verstanden werden. Dementsprechend ist auch das sogenannte Blended Learning, bei dem Präsenzveranstaltungen mit onlinegestützten Phasen kombiniert werden, die aktuell am häufigsten verbreitete Lernform (Abbildung 2).
Diesem Instrument wurde mit 97 Prozent von fast allen Teilnehmern des „mmb Learning Delphi 2015″ eine hohe Relevanz für die nächsten drei Jahre attestiert – eine Erfolg versprechende Aussicht.
Download:
Artikel “Auf dem Vormarsch”, 08/2016 f&w führen und wirtschaften im Krankenhaus (PDF, ca. 215 KB)
Quellen:
[1] Bitkom Research: Weiterbildung findet oft im Web statt. 2016.https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Weiterbildung-findet-oft-im-Web-statt.html (abgerufen am 01.07.2016) [2] TNS Infratest; Studiengesellschaft Darmstadt: Weiterbildungstrends in Deutschland. 2014.
http://www.sgd.de/fileadmin/PDF/tns-Infratest-Studie_A4-Web-2014.pdf (abgerufen am 01.07.2016) [3] Roland Berger Strategy Consultants: Unternehmen lernen online. Corporate Learning im Umbruch. 2014. [4] eLearning Journal: Benchmarking Studie 2016. eLearning-Szenarien im betrieblichen Einsatz. 2016.
http://www.elearning-journal.de/fileadmin/content/downloads/eLBS2016_Folder.pdf (abgerufen am 01.07.2016) [5] mmb-Institut – Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung: Trendstudie mmb Learning Delphi 2015, Mobiles Lernen wird der Umsatzbringer No. 1. 2016.
http://www.mmb-institut.de/mmb-monitor/trendmonitor/mmb-Trendmonitor_2016_I.pdf (abgerufen am 01.07.2016)